Darmparasiten – unterschätzte Mitbringsel

Ein Problem, das wir in den letzten Jahren beobachten ist, dass nach wie vor bei Farbratten so gut wie nirgends Interesse daran besteht, ob diese Tiere Parasiten haben, egal bei welcher Quelle. Dieses Thema ist einfach noch sehr neu, man sieht es den Ratten nicht automatisch an und die Untersuchungskosten alleine übersteigen den Kaufpreis schon, so dass leider selten ein großes Interesse besteht, dies zu wissen oder gar zu untersuchen. Dementsprechend sind (neben Milben, die ja äußere Parasiten sind, aber auch oft nicht erkannt werden) Darmparasiten ein Begleiter fast jeder Ratte, die ich in den letzten Jahren betreuen durfte – kein Zeichen für ein schlechtes Haus, sondern ein Zeichen, dass man sich der Problematik einfach noch nicht ausreichend bewusst ist.

Wurden vor einigen Jahren noch sporadisch Hakenwürmer festgestellt, sehr selten einmal Zwergbandwurm oder Oxyuren, sind das größte Thema derzeit Giardien, die wir bei sicher 95% aller Ratten finden und behandeln müssen. Was gibt es darüber zu wissen?

Bei gesunden, erwachsenen Ratten machen diese Parasiten selten sehr deutliche Probleme. Oft merkt man erst nach der Behandlung, wenn sie „noch besser“ aussehen, dass sie vorher wohl doch etwas mitgenommen haben, das aber sehr gut weggesteckt haben. Ist das Tier alt oder aufgrund von Stress und/oder schlechter Ernährung immungeschwächt, kommt es zu Problemen. Selten ist der Kot verändert. Bei Wurmbefall riecht er extrem unangenehm, bei Giardien merkt man es nicht, die Ratten verlieren aber an Gewicht, sind geschwächt und anfällig für andere Krankheiten und zeigen die typisch eingefallenen Flanken, wie sie bei „Mathe“ auf dem Foto sehr deutlich sind.

Noch gefährlicher ist es bei Babies. Parasiten zehren die Muttertiere stark aus, so dass auch der Nachwuchs (der sich auch selbst ansteckt) so stark darunter leiden kann, dass sie aufhören zu wachsen oder versterben. Auf diese Art und Weise hatten wir zum Beispiel bei dem Großnotfall 2015 in Bad Aibling vorort fast keine Babies mehr finden können und der Nachwuchs hatte fast keine Überlebenschance, weil die Giardien hier so große Probleme gemacht hatten.

Die gute Nachricht ist aber, dass alle diese relativ gut behandelbar sind. Wir empfehlen, jedes neue Mitglied zuerst in einen Käfig zu setzen, der für Quarantänemaßnahmen geeignet ist – also alles mit Desinfektionsmittel und Wasserkocher/Dampfstrahler desinfizierbar. Spannende Stoff- und Holzeinrichtung kann ja später folgen. Und dann in den ersten Tagen einen Besuch beim Tierarzt machen für den Rundum-Check. Für Darmparasiten benötigt es:

  • Kot-Flotation (eine Kotprobe wird in einer speziellen Flüssigkeit gelöst und unter dem Mikroskop nach Eiern und Co. gesucht)
  • Giardien-Test (dieser ist nicht in der Standard-Untersuchung dabei und muss extra verlangt werden)
  • Tesa-Abklatsch (wer ganz auf Nummer Sicher gehen will und auffälliges Putzverhalten am After beobachtet hat, kann durch eine Abklatschprobe am After nach Oxyuren-Eiern suchen lassen)

Zumindest die ersten beiden empfehle ich dringend, sofern nicht versichert werden konnte, dass beides beim Vorbesitzer gemacht wurde und bei Bedarf auch behandelt wurde. Da Giardien nicht dauerhaft ausgeschieden werden, wird empfohlen, Köttel über mehrere Tage zu sammeln und im Kühlschrank bis zum Tierarzttermin aufzubewahren.

Die Behandlung erfolgt meist durch ein flüssiges Präparat, das man in etwas Babybrei einmischen kann und für eine Weile mit Pausen dazwischen täglich verabreichen muss. In der Zwischenzeit sollte der Käfig möglichst alle 1-2 Tage grundgereinigt und auch desinfiziert werden. Viel Arbeit, aber nur so bekommt man sie raus und dann hat man noch viel schöne Zeit mit seinen Tieren, in denen sie nicht ständig jemanden haben, der sich an ihren Nährstoffen mit bedient. Sprich: Eine gesündere und langlebigere Ratte.

Eine regelmäßige Entwurmung wie bei Hunden oder Katzen ist aber zum derzeitigen Stand nicht notwendig. Aktuelle Entwicklungen in diesem Gebiet wird sicher euer Tierarzt parat haben, sollte sich etwas ändern. Grund zur Panik gibt es derzeit nicht, bis jetzt habe ich noch keinen Fall erlebt (nicht mal vom Hörensagen), an dem Darmparasiten von der Farbratte auf den Menschen übertragen wurden. Zur Sicherheit würde ich aber empfehlen, keine Köttel zu essen 🙂

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